Regional verwurzelt, International tätig und ein wachsender Familienbetrieb par Excellence – das zeichnet das Unternehmen Ludo Fact in Jettingen-Scheppach aus, in das die Mitglieder des Marketing Clubs Augsburg bei der Vor-Ort-Veranstaltung am 5. November 2019 blicken durften. Horst Walz, der Geschäftsführende Gesellschafter, und sein Sohn Fabian Walz führten in Kleingruppen durch die Produktion.
Hier erfuhren wir, wie aus einer simplen Pappe ein kaschierter Spielplan entsteht. Da stehen sehr viele Maschinen, die diese Schritte vollautomatisch vollziehen. Zur endgültigen Konfektionierung sind jedoch noch viele Arbeitskräfte nötig, die in mehreren Schichten dafür sorgen, dass die Spiele einwandfrei und vollständig an die Kunden ausgeliefert werden.
Wie alles zusammenpasst, wie das Eine zum Anderen kam und wie heute daraus die Horst Walz Unternehmensgruppe wurde, erzählte der Unternehmenschef in seinem anschließenden interessanten und kurzweiligen Vortrag. Viele von uns konnten mit diesem Namen nichts anfangen. Doch dieses mittelständische Unternehmen mit Hauptsitz in Jettingen-Scheppach auf der grünen Wiese eines beschaulichen Orts bei Günzburg wächst stetig und ist heute weltweit unterwegs. Und das nicht nur in der Produktion von Spielen und Puzzles, sondern auch andere Branchen kamen in den letzten Jahren hinzu: im Bereich der erneuerbaren Energien, der Logistik-Branche sowie zwei Druckereien. Walz erzählt, wie sein Unternehmen entstanden ist. Er selbst war lange Jahre für einen österreichischen Konzern tätig. Seine Idee: Wir könnten doch alles, was ein Verlag in puncto Spiele braucht, aus einer Hand herstellen und liefern.
Bis er dann im Jahr 1992 die Ludo Fact als erstes Unternehmen der Gruppe mit 35 Mitarbeitern gegründet hat. Bereits drei Jahre später produzierte die Firma das erste Spiel des Jahres. In 1996 kam Vento Ludens mit Windkraft, Wasserkraft und Solar mit dazu. „Der mit dem Wind spielt“, nennt es Walz liebevoll. „Solar ist wichtig, weil es viel planbarer ist und es fast überall genügend Sonne gibt. Er ging auf das bisher schwierigste Projekt in Norwegen auf der Insel Donnesfjord ein, dem er sich stellen möchte. Hier sollen bald sechs Windräder stehen, doch aufgrund der Witterung (heuer lagen im Mai noch drei Meter Schnee) konnte noch nicht mit dem Bau begonnen werden.
Heute arbeiten in der Walz Unternehmensgruppe rund 770 Mitarbeiter, verteilt auf neun Standorte und drei Unternehmensbereiche. Das Spektrum ist riesig: Es reicht von den erneuerbaren Energien, über die Brettspielbranche und Logistik bis hin zu moderner Drucktechnik. Ludo Fact ist Produzent für Brett- und Kartenspiele sowie Puzzles. Im Jahr werden 17 Millionen Spiele und Puzzles produziert.
Bereits 17 Mal durfte das Unternehmen das „Spiel des Jahres“ für verschiedene Verlage produzieren. Hergestellt werden jedoch auch Klassiker, wie die Siedler von Catan, Carcasonne, Halli Galli und Zug um Zug. 20.000 Palettenplätze im Hochregallager und bis zu 16.000 Palettenplätze im Blocklager stehen für die Lagerung der Produkte zur Verfügung. Dazu kommen alle logistischen Leistungen in der Spielbranche wie der Einzelversand von Kickstarter-Projekten, der weltweite Containerversand, die Kommissionierung, Zollabfertigung und die Kontraktlogistik.
56 Länder werden von Jettingen aus beliefert. „Wir sind der zweitgrößte verlagsunabhängige Spielehersteller auf der Welt“, sagt Walz. Jeder findet sicher ein Spiel, das in Jettingen produziert wurde, zu Hause im Schrank. Man weiß es nur nicht, denn das Unternehmen agiert als Auftragsproduzent und ist deshalb auf keinem Spiel zu finden. Es ist also sogenannter Hidden Champion.
Der Schwerpunkt der Marketingmaßnahmen wird aber künftig darauf liegen, dem Wettbewerb aus Asien die Stirn zu bieten und den Verlagen hierfür die passenden Argumente zu liefern. „Wir sind anders! Und genau das wollen wir mit einer Kampagne kommunizieren“, so Walz.
Von dem Erfolg der Gruppe will Walz gerne etwas zurückgeben. Deshalb gründete er im Jahr 2012 einen gemeinnützigen Verein, dessen Aufgabe es ist, soziale Projekte in Afrika, in Burkina Faso, umzusetzen. Dazu zählen der Bau von Tiefbrunnen, die Anpflanzung von Gemüsegärten, der Versand von Containern mit Hilfsgütern sowie der Bau von Schulen. „Nicht allen geht es so gut wie uns und deshalb unterstützen wir hier gerne“, sagt Walz. Burkina Faso liegt dem Unternehmenschef sehr am Herzen. Die Menschen dort sollen nach ihrer schulischen Ausbildung eine berufliche Perspektive haben. Der Fokus liegt auf der Landwirtschaft, weil man hierüber am einfachsten aufbauen kann. Dazu wird gerade ein nachhaltiges Konzept für die Region Gofila entwickelt. Auch eine Krankenstation soll gebaut werden. Die Zustände dort seien nicht menschenwürdig. In diesem Jahr wurden einige Schulen und vier Tiefbrunnen gebaut. Als Walz dies alles erzählte, bekamen wir förmlich Gänsehaut. Doch genau das ist sein Herzensprojekt.
Florian Möckel, der Präsident des Marketing Clubs bedankte sich ganz herzlich bei Horst Walz und seinem Sohn Fabian für die tolle Präsentation: „Das ist hochprofessionell und mit hoher Taktgeschwindigkeit, was sie hier alles machen.“
Bericht und Fotos: Sabine Roth