Wasser macht Geschichte. Damals. Heute. Morgen.
Wie hat es Augsburg geschafft, den UNESCO-Welterbe-Titel zu bekommen und vor welchen zukünftigen Herausforderungen steht die Fuggerstadt nun? Diese Fragen beantwortete Ulrich Müllegger, der Leiter des Welterbe-Büros, bei unserer Veranstaltung am 26. November im Medienzentrum. Es ist schon etwas ganz Großes, was Augsburg hier wiederfährt. Denn neben den Kaiserpalästen in Peking, dem Yellowstone Nationalpark und dem St. Petersburger Zentrum ist auch Augsburg zu einer Weltkulturerbe-Stadt gekürt worden. Nach fünf Jahren intensiver Vorbereitung wurde am 6. Juli 2019 das Wassermanagement-System der Stadt Augsburg als UNESCO Weltkulturerbe anerkannt. „Es war am 6. Juli um 17.23 Uhr, als die Entscheidung in Baku fiel. Wir waren die schnellsten an diesem Tag. Der Antrag wurde nicht diskutiert“, erinnert sich Müllegger zurück und ist stolz darauf. „Wir haben uns in einem sehr aufwändigen Bewerbungsverfahren mit unserem Wassersystem durchgesetzt.“
Ein Imagefilm zeigte, welche vier Bereiche in Augsburg ein komplexes wasserwirtschaftliches System mit bedeutenden technischen, architektonischen und industriearchäologischen Denkmälern aus der Zeit vom 15. bis zum frühen 20. Jahrhundert bilden. Insgesamt sind es 22 Stationen. Mit dem Titel des UNESCO-Welterbes soll dieses einzigartige System geschützt und für die Welt sichtbar werden. Zu den vier Bereichen gehören der Wasserbau, die Wasserkraft, das Trinkwasser und die Brunnenkunst. Augsburg profitiert seit Jahrhunderten durch die außergewöhnliche Lage zwischen Lech und Wertach und den Wasserreichtum im Lechauenwald. Das Wasserwerk am Roten Tor diente von 1416 bis 1879 der Trinkwasserversorgung. Der Hochablass wurde erstmals Mitte des 14. Jahrhunderts erwähnt, und die Kanustrecke entstand für Olympia 1972. Im frühen 15. Jahrhundert entstanden die Wassertürme vor dem Schwibbogentor, im Jahr 1416 die Hebewerke am Roten Tor. Ab 1840 Turbinen für Energie. 1879 ging das Wasserwerk am Hochablass mit innovativer Technik für die Trinkwasserversorgung an den Start. Ende des 16. Jahrhunderts verfügt Augsburg über eine weltweit einzigartige Trias repräsentativer Monumentalbrunnen, die schon damals der Trinkwasserversorgung dienten. Dazu gehören der Augustusbrunnen, der Herkules- und der Merkurbrunnen.
Der Rückblick: In 2011 zeigte Augsburg zum ersten Mal Interesse daran. Über eine Liste der bayerischen Kandidaten führte ihr Weg auf die deutsche Vorschlagsliste der Kandidaten, wo 2014 das Augsburger Wasser-System vom Kultusministerium auf Platz 3 gesetzt wurde. Im Jahr 2015 wurde mit der Arbeit am Welterbe-Antrag begonnen und ein Büro mit Ulrich Müllegger an der Spitze eingerichtet. Am 1. Februar 2018 hat die Stadt die über 800 Seiten starke Bewerbung im Welterbezentrum der UNESCO in Paris abgegeben. Diese wurde von Experten ausgewertet und evaluiert, bis im Mai 2019 die Einschreibeempfehlung von ICONOS kam und die Entscheidung dann im Juli 2019 fiel. „Die Augsburger haben gefeiert, was das Zeug hält an diesem Abend. Da war gerade die Wassernacht. Das zeigt, dass die Bürger stolz auf diesen Titel sind“, sagt Müllegger.
Das heißt aber, dass auf die Stadt neue Aufgaben hinzukommen, um diesen Schatz nun sichtbar und publik zu machen. Es wird ein Welterbe-Infozentrum am Rathausplatz geben mit über 100 Quadratmetern Fläche, das im Mai 2020 eröffnet werden soll. Infostelen an allen 22 Objekten werden erstellt und sollen als einheitliches Leitsystem dienen. Zudem soll es Welterbe-Wege geben mit verschiedenen Längen. Die Wasserwerke sind im Privatbesitz und deshalb müsse man dieses Thema sensibel angehen. Print-Medien, eine Website und viele Kooperationen und Netzarbeit dienen ebenfalls dazu, das Welterbe bekannt zu machen. Es gibt also noch viel zu koordinieren, dazu gibt es stadtinterne Workshops für alle Ämter, die betroffen sind. Und man müsse sich nun regelmäßig austauschen.
Der nächste wichtige Termin auf der Agenda des Weltkulturerbe-Büros ist der 1. Februar 2020. Da wird die offizielle Urkunde im Rahmen eines Festaktes übergeben. Sehr gerne beantwortete Müllegger die vielen Fragen unserer Mitglieder im Anschluss an seinen informativen Vortrag.
Text und Bilder: Sabine Roth