Wie sich die Brauerei Kühbach entwickelt hat, welche Standbeine das Unternehmen hat und wie ein frisch gebrautes Kühbacher Bier schmeckt, das konnten unsere Mitglieder bei der Vor-Ort-Veranstaltung am 11. Februar erfahren. Aber nicht nur das: Sie bekamen auch exklusive Einblicke in die Familiengeschichte von Beck-Peccoz und durften im Rahmen einer persönlichen Führung mit Baron Umberto Freiherr von Beck-Peccoz hinter die Kulissen des Schlossguts schauen. Knapp 70 Mitglieder hatten sich angemeldet. Die Veranstaltung war wieder einmal schnell ausgebucht. Ein Bus sorgte dafür, dass unsere Mitglieder bequem von Augsburg anreisen konnten und wieder zugefahren wurden.
Sehr herzlich empfing uns Baron Umberto Freiherr von Beck-Peccoz. Aber nicht in der Brauerei, sondern im früheren Schweinestall des Gutshofes. Heute werden in dem schönen Gewölbe diverse Wein- und Bierverkostungen angeboten. Denn auch erlesene Weinspezialitäten gehören zum Angebot der Brauerei. Als erstes erfuhren wir, wie Schlossgut Kühbach entstanden ist. Es war die längste Zeit seiner Geschichte ein Kloster. Als Benediktinerinnenkloster St. Magnus wurde es um das Jahr 1000 gegründet. Im Spätmittelalter verfügte das Kloster über rund 70 Höfe, sieben Hufen, vier Lehen, 85 Sölden und Hofstätten sowie über fünf Mühlen. Bereits im Mittelalter wurde von den Benediktinerinnen in Kühbach der erste goldene Gerstensaft gebraut. Zum Schlossgut gehören heute neben der Brauerei auch ein land- und fortwirtschaftlicher Betrieb sowie ein innovatives Energieversorgungsunternehmen auf Basis nachwachsender Rohstoffe
Das Jahr 1516 war ein Meilenstein für die Braukunst, erzählt der Baron. Herzog Wilhelm IV von Bayern erließ das bayerische Reinheitsgebot. Es soll von nun an nur noch mit Gerste, Hopfen und Wasser gebraut werden. Damit begründet er den Weltruf des bayerischen Bieres und somit auch des Kühbacher Bieres.
Seit 150 Jahren in Familienbesitz
Im Jahr 1862 kaufte Joseph Anton Freiherr von Beck-Peccoz von Herzog Max das Schlossgut Kühbach mitsamt seinen Liegenschaften sowie dem Schloss Rapperzell. Zudem erfuhren wir so einiges über die interessante Geschichte der Familie Beck-Peccoz, auch wie der Doppelname entstanden ist. Noch heute gibt es nahe Verwandtschaft in Italien, wohin das Kühbacher Bier auch exportiert wird. Man will der alten Heimat der Familie treu bleiben. Ansonsten bleibt man der Region treu und beliefert hauptsächlich im Umkreis von etwa 40 Kilometern.
Mit seinem Vater Federico Freiherr von Beck-Peccoz begann eine neue Ära in den Beziehungen zwischen Familie und Gesellschaft. Seiner sozialen Einstellung folgend, wonach Eigentum zu Wohltätigkeit verpflichtet, lag es Federico stets am Herzen, den ihm zugefallenen Besitz nicht nur im Interesse der Familie, sondern auch zum Wohle des Nächsten zu verwalten. Seither ist das Verhältnis zu Mitarbeitern, Kunden, der Marktgemeinde und der gesamten Region von einer zwischenmenschlichen Atmosphäre geprägt, die man mit Recht als außergewöhnlich herzlich bezeichnen darf. In den 1970iger Jahren wurde die Brauerei technisch komplett erneuert und so ausgestattet, dass sie heute ein Vorzeigebetrieb für die gesamte Region darstellt. Federico übergab den Betrieb in den Jahren 2008 bis 2012 an seinen Sohn Umberto, nachdem dieser ihm bereits über ein Jahrzehnt bei der Führung der Geschäfte zur Seite gestanden hatte. „Wir denken und handeln im Einkauf, in der Produktion und im Vertrieb grundsätzlich regional“, so Beck-Peccoz bei der anschließenden Führung durch die Brauerei. So stammen der Hopfen ausnahmslos aus der Hallertau, das Malz aus bayerischen Mälzereien, der Zucker aus Rain und das Wasser von der Magnusgruppe aus Kühbach.
Der Weg zum edlen Tropfen
Alle Produkte werden in der Brauerei in Kühbach hergestellt. „So leisten wir einen wichtigen Beitrag dazu, dass Arbeitsplätze in der Region geschaffen und erhalten werden.“ Höchste Qualität hat erste Priorität. „Wir geben unserem Bier die Zeit, die es zum Reifen braucht. Während bei industriell hergestellte Biere nach 2 bis 3 Wochen in den Verkauf kommen, lassen wir unseren Biersorten 4 bis 6 Wochen, dem Doppelbock sogar 8 Wochen Zeit, um sich voll zu entwickeln. Auch lehnen wir die Pasteurisation des Biers ab, die inzwischen in fast allen Großbrauereien vorgenommen wird“, sagt Beck-Peccoz. Zur Steigerung der Produktqualität ist eine permanente technische Modernisierung notwendig. So wurde 2007 das neue Sudhaus in Betrieb genommen. Zudem wird nun ein SchoKo-Vakuumverdampfer genutzt, der die Brauerei einen großen Schritt bei der Verbesserung der Bierqualität vorangebracht hat. Auch Umweltschutz wird gelebt, indem der Betrieb in 2005 vollständig auf erneuerbare Energien umgestellt wurde. Die rund 70 Mitarbeiter gehören quasi zur großen Familie. „Ein gutes Betriebsklima ist unersetzliche Grundlage für gute Arbeit“, betont der Baron.
Nach der Führung durften wir es uns im Bräustüberl gemütlich machen. Es gab für jeden eine leckere Brotzeit und selbstverständlich ein frisch gezapftes Kühbacher Bier. Welche Sorte wir probieren mochten, durften wir uns aussuchen. Gut gelaunt ging es wieder zurück nach Augsburg.
Bild und Text: Sabine Roth